Schwerhörigkeit

In diesem Fall gelangen die am Trommelfell ankommenden Schallwellen nur noch vermindert oder gar nicht mehr ins Innenohr. Die Schallsignale werden leiser wahrgenommen, das was gesprochen wird, wird jedoch noch gut verstanden. Ursächlich hierfür kann zum Beispiel ein verstopfter oder fehlgebildeter Gehörgang sein, ebenso wie eine im Mittelohr lokalisierte Infektion.

Hierbei handelt es sich um eine Innenohrschwerhörigkeit. Häufig ist das Hörorgan mit den Sinneszellen im Innenohr dauerhaft geschädigt, sodass die Schallsignale nicht mehr einwandfrei zur Weiterverarbeitung im Gehirn ankommen. Alters- und Lärmschwerhörigkeit sind typische Innenohrschwerhörigkeiten.

Bei dieser Hörstörung liegt die Ursache im Gehirn. Die Schallsignale werden zwar vom Hörnerv richtig weitergeleitet, jedoch werden sie im Gehirn fehlerhaft verarbeitet. In diesem Fall hört der Betroffene zwar Töne, kann sie aber nicht zuordnen. Ursache hierfür kann zum Beispiel ein Schlaganfall sein

In diesem Fall treten zwei oder drei Arten von Schwerhörigkeit in Kombination auf. Wenn zum Beispiel gleichzeitig eine Innenohr- und Mittelohrerkrankung vorliegt, dann ist man gleichzeitig von einer Schallempfindungs- und Schallleitungsschwerhörigkeit betroffen. Auch durch ein Explosionstrauma können diese beiden Schwerhörigkeitsarten gleichzeitig auftreten, indem die Schallwelle das Trommelfell zum Reißen bringt und der laute Knall zudem die Haarzellen im Innenohr schädigt.

Liegt eine Schwerhörigkeit vor, dann können bestimmte Frequenzen und Tonlautstärken nur noch vermindert oder gar nicht mehr wahrgenommen werden. Ein Hörverlust kommt oft schleichend, sodass Betroffene ihn erst spät als solchen erkennen. Abhängig von der Ursache der Schwerhörigkeit, können Begleitsymptome auftreten, wie zum Beispiel Tinnitus oder Schwindelanfälle.

Erste Anzeichen eines Hörverlusts können sein:
- Bestimmte Naturgeräusche werden überhört, zum Beispiel Vogelgezwitscher, Blätter- oder Meeresrauschen.
- Überhören von Haushaltsgeräuschen, bspw. Uhrenticken oder Kühlschranksurren.
- Verstärktes Nachfragen beim Gesprächspartner, was gesagt wurde.
- Verschlechtertes Sprachverstehen in geräuschvoller Umgebung, zum Beispiel bei  Gesprächen im Restaurant.
- Aufdrehen der Lautstärke beim Fernseher oder anderen Mediageräten.
- Überhören des Telefons oder der Türklingel.

Schwerhörigkeit kann sowohl angeboren sein, als sich auch im Laufe der Zeit entwickeln bzw. durch innere oder äußere Einflüsse ausgelöst werden. Es kann sich um eine vorübergehende Hörminderung handeln, aber auch um einen mit der Zeit stärker werdenden Hörverlust – je nach Ursache. Es können beide Ohren betroffen sein oder nur ein Ohr.

Die Ursachen unterscheiden sich danach, welche Art von Schwerhörigkeit vorliegt.

Ursachen einer Schallleitungsschwerhörigkeit:
- Verstopfung des Gehörgangs, zum Beispiel durch Ohrenschmalz oder einen Fremdkörper
- Angeborene Fehlbildung des Gehörgangs
- Tumore im Gehörgang oder Mittelohr
- Infektiöse Mittelohrerkrankungen (zum Beispiel akute Mittelohrentzündung)
- Entzündungsbedingte Schwellungen der Haut im Gehörgang
- Unterbrechung der Gehörknöchelchenkette, bspw. durch Verletzungen des Mittelohrs oder einen Schädelbruch
- Verletzungen des Trommelfelles mit Rissbildung

Ursachen einer Schallempfindungsschwerhörigkeit:
- Altersschwerhörigkeit (Presbyakusis)
- Lärmschaden
- Hörsturz
- Menière-Krankheit
- Fehlbildungen des Innenohrs Tumore, wie bspw. Akustikusneurinom
- Stoffwechselerkrankungen, bspw. Diabetes mellitus
- Erkrankungen der Hörnerven
- Entzündungen, bspw. Hirnhautentzündung
- Fehlfunktion an der Verbindung zwischen Haarzellen und Hörnerv
- Von der Halswirbelsäule ausgehende Beschwerden

Ursachen einer Schallwahrnehmungsschwerhörigkeit: 
- Schlaganfall
- Gehirnentzündung oder -blutung
- Schädel-Hirn-Trauma

Haben Sie erste Anzeichen eines Hörverlustes bemerkt, dann ist der HNO-Arzt der richtige Ansprechpartner. Dieser kann Ihren Hörverlust genau analysieren und die Art und den Grad der Schwerhörigkeit feststellen. In einem ersten Anamnesegespräch erfragt der Arzt seit wann die Hörbeschwerden bestehen und in welchen Situationen das Hören besonders schwer fällt. Anschließend wird der Arzt eine Hals-, Nasen-, Ohrenuntersuchung durchführen, sowie den Gleichgewichtssinn überprüfen.

Der Grad und die Art der Schwerhörigkeit lassen sich durch verschiedene Hörtest ermitteln:

Hörweitenprüfung: Überprüfung der Schallwahrnehmung beider Ohren.
Tonschwellenaudiometrie: Test, ab welcher Hörschwelle der Patient einen Ton erstmals wahrnimmt.
Sprachaudiometrie: Überprüfung, ob der Patient vorgespielte mehrsilbige Zahlen und einsilbige Wörter richtig wiederholen kann.
Otoakustische Emissionen: Überprüfung der Funktion des Innenohrs.
Hirnstammaudiometrie (BERA): Überprüfung der Funktion des Hörnervs – wird eingesetzt, wenn die Ursache des Hörverlusts Im Bereich des Hörnerven oder in tieferen Hirnarealen vermutet wird.
Elektrocochleografie: Messung der Aktivität der Sinneszellen im Ohr.

Abhängig davon, welche Art und welchen Grad von Schwerhörigkeit der HNO-Arzt diagnostiziert, kann eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Welche Therapie dem Patienten hilft, ist anhängig von der Ursache und dem Ausmaß der Schwerhörigkeit. Liegen bestimmte Erkrankungen zugrunde, müssen diese entsprechend behandelt werden.

Im Falle von alters- oder lärmbedingter Schwerhörigkeit ist es oft nicht möglich, das Hörvermögen wieder einwandfrei herzustellen. Hier helfen in erster Linie Hörgeräte. Mit dem Einsatz eines passenden Hörgeräts sollte nicht zu lange gewartet werden, damit das Gehirn die Verarbeitung von Tönen, die nicht mehr wahrgenommen werden können, nicht verlernt. Es gibt Hörgeräte, die im Ohr oder hinter dem Ohr getragen werden. Mit der richtigen Beratung kann eine Schwerhörigkeit hierdurch gut kompensiert werden.

Eine medikamentöse Behandlung ist angezeigt, wenn der Hörverlust auf eine Infektion des Hörorgans oder des Hörnervs zurückzuführen ist. Für die Bekämpfung von entsprechenden Viren und Bakterien stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Infusionen werden oft im Falle eines Hörsturzes oder eines akustischen Traumas Medikamente verabreicht. Mittels durchblutungsfördernder Medikamente soll eine bessere Durchblutung des Innenohrs erreicht werden, was sich positiv auf die Regeneration auswirkt.

Operationen können in folgenden Fällen eine wirksame Behandlung darstellen:
- Stellt ein defektes Trommelfell die Ursache für einen Hörverlust dar, dann kann durch eine OP Abhilfe geschaffen werden, indem bspw. ein Riss oder ein Loch im Trommelfell entsprechend verschlossen wird.
- Auch im Falle eines nicht mehr richtig funktionierenden Gehörknöchelchen, wie dem Steigbügel, ist ein operativer Eingriff zielführend, indem dieses Gehörknöchelchen durch eine Prothese ersetzt wird.
- Liegt eine schwere Mittelohrentzündung vor, dann kann ein Schnitt ins Trommelfell und de Einsatz eines Paukenröhrchens notwendig sein, damit erstens der Eiter abfließen kann und zweitens das Ohr belüftet wird.